Videokonferenz Kamera

Gut im Bild – die richtige Kamera für Videokonferenzen

Videokonferenzen und Video-Call haben sich in und nach der Coronakrise auch unter AnwältInnen und SteuerberaterInnen etabliert. Nicht selten sind Kanzleien aber technisch – vor allem was die Kameratechnik angeht – nicht gut aufgestellt. Worauf sollte man achten, wenn man sich eine Webcam für das Büro und/oder Homeoffice anschaffen will? Das verrät Jens Schleifenbaum von anwalts.marketing.

Videokonferenzen, Videotelefonate und Videotipps sind mit der Corona-Pandemie gekommen, um zu bleiben. Viele Kanzleien – ob Anwaltskanzleien oder Steuerberaterkanzleien und unabhängig von der Kanzleigröße! – scheinen aber technisch auf diese bleibenden Veränderungen (noch) nicht wirklich gut eingestellt zu sein.

Stellt sich die Frage: Für welchen Zweck benötigt man welche Kamera? Auf welche Kriterien sollte man – neben dem Preis – achten, wenn man künftig in Videokonferenzen und ggf. darüber hinaus gut aussehen und gut klingen will?

Frage 1: Integrierte Kamera oder externe Kamera?

Vor allem im Homeoffice wurden im 1. Halbjahr 2020 meist integrierte Laptop-Kameras genutzt, was meist der kurzfristig neuen Situation geschuldet war. Aber ist das auch dauerhaft eine Lösung? Eher nein. Denn die Qualität der integrierten Laptop-Kameras ist oft nicht optimal und der Einsatz der Kameras ist unflexibel.

Demgegenüber ist eine externe Kamera nicht an einen Rechner gebunden und ist auch hinsichtlich der Kameraausrichtung flexibler. Vor allem wenn man mit Laptop und zweitem Bildschirm arbeitet, ist eine auf dem Bildschirm befestigte Kamera hinsichtlich Perspektive vorteilhafter. Und nicht zuletzt bietet eine externe aufsteckbare Kamera ab einem gewissen Preisniveau eine bessere Bild- und Tonqualität als durchschnittliche integrierte Kameras (natürlich gibt es hier auch Ausnahmen zur Regel).

Frage 2: Welche Kriterien sind für die Wahl der Kamera maßgeblich?

Die Auswahlkriterien für eine Kamera sind von Fall zu Fall und Kanzlei zu Kanzlei verschieden. Wichtig bei der Auswahl ist, die für die eigene Anwendung richtigen Kriterien zu kennen. Wer seine Anforderungen kennt, kann leicht über die Vergleichsportale eine passende Kamera finden.

  1. Wie häufig setzt man eine Kamera künftig ein? Das kann sich je nach Beratungsbereich durchaus unterscheiden: Im B2B-Umfeld werden Videokonferenzen künftig sicherlich häufiger bleiben als im B2C-Umfeld.
  2. Wie viele Personen sollen in Videokonferenzen ggf. gemeinsam zu sehen sein: Muss nur eine Person gefilmt werden oder ggf. ein kleines Team in einem Konferenzraum?
  3. Will man die Kamera ggf. auch anders einsetzen, um z. B. kleine Videos für Website, YouTube-Kanäle und andere soziale Medien zu drehen?
  4. In welchem Umfeld berät man? Im IT-Umfeld bzw. Medienumfeld sollte man allein aus Image-Gründen auf gute Technik Wert legen…

Wenn man künftig selten und meist allein eine Kamera nur für Videotelefonate nutzt, kann eine einfachere, günstige externe Kamera ausreichen. Ab einem Preis von circa 100 Euro bekommen Sie allerdings bereits recht gute Qualität auf aktuellem Stand – das kann in diesem Fall als grobe Richtschnur dienen.

Frage 3: Welche Mindeststandards sollte man bedenken?

Wer häufiger und/oder im Team eine Kamera nutzt und/oder im mediennahen bzw. IT-Umfeld berät, sollte bei der Wahl der Kamera auf einige Mindeststandards achten:

Bildauflösung:

Full-HD-Auflösung von 1920 x 1080 Pixel. Etliche Full-HD-Modelle kann man auch mit reduzierter Auflösung von 720p einsetzen (für normale Video-Calls ausreichend). Will man mit der gleichen Kamera z. B. Video-Blogbeiträge aufnehmen, kann man die Qualität auf 1080p heraufsetzen und benötigt so keine zweite Kamera.

Mikrofon:

Setzen Sie auf ein Stereomikrofon. Zwar ist diese Eigenschaft in Vergleichsübersichten von Kameras oft nicht direkt ersichtlich, gute Mikrofone werden aber in aller Regel ausdrücklich erwähnt.

Anschluss:

Ihre Kamera sollte für den unkomplizierten Einsatz einen USB-Anschluss haben. Alles andere kann beim Einrichten sonst komplizierter sein als nötig.

Autofokus:

Macht die Nutzung der Kamera wesentlich komfortabler, da man die Bildschärfe nicht manuell einstellt. Vorteil: Der eigene Bewegungsbereich ist später nicht eingeschränkt, die Kamera stellt automatisch scharf, wenn man sich vor der Kamera vor- und zurückbewegt.

HDR-Technik (High Dynamic Range):

Sorgt für verbesserte Bildqualität, z. B. höheren Kontrast und Ausgleich bei Gegenlicht.

Eingebaute Beleuchtung/Ringlicht:

Kann in dunklen Räumen etwas die Schatten im Gesicht reduzieren. Bei Gegenlicht ist der Effekt aber vernachlässigbar.

Software-Paket:

Ist oft komfortabel, um z. B. einen Greenscreen/Hintergrund unabhängig von der Konferenzsoftware einzublenden. Für Tippvideos/Vlog-Beiträge kann man so auch ein „gebrandetes“ neutrales Setup verwenden.

H.264-Videokomprimierung:

Das Komprimierungsverfahren reduziert das Datenvolumen für die Übertragung und unterstützt so bei geringer Bandbreite des Internetanschlusses eine flüssige Videoübertragung (allerdings noch nicht sehr verbreitet).

Besondere Anforderungen für Konferenzräume/Teamkonferenzen: Wenn regelmäßig mehrere Personen in einem Raum an Videokonferenzen teilnehmen, sollte man außerdem auf folgende Punkte achten:

  • Für Konferenzräume gibt es eigene Kameras mit Mikrofon-Arrays – die sollte man nutzen.
  • Hinsichtlich Bildqualität sollte eine Kamera in jedem Fall über Full-HD-Auflösung verfügen.
  • Eine Kamera, die Bild und Mikrofon automatisch auf die sprechende Person ausrichtet oder per Fernbedienung schwenkbar ist, ist die „Luxusvariante“ – macht aber je nach Umfeld ggf. Sinn. Andernfalls: auf Weitwinkel achten, mindestens 70° (Blickwinkel)!

Diese Features einer Kamera haben ihren Preis: Ab 500 Euro gibt es Geräte, die diese Anforderungen erfüllen.

Fazit

In eine gute Kamera für Videokonferenzen und andere Verwendungen zu investieren, kann sich lohnen, wenn man mit diesem Medium auch wirklich arbeitet. Wer Video selten oder gar nicht als Kommunikationskanal nutzt, kann also auf Investitionen getrost verzichten.

 


Eine Übersicht der Themen in unserer Artikelserie „Video“:

  1. Einsatzmöglichkeiten für Video in der Kanzlei: Konferenz, Image, Rechtstipps etc.
  2. Wie kommt man zu einem gezeichneten Kanzlei-Video?
  3. Warum ein Image-Video Sinn macht
  4. Wie man ein Image-Video für eine Kanzlei realisiert
  5. Tipps zum guten Sprechen vor der Kamera
  6. Styleguide für Videokonferenzen
  7. Emotional Selling
  8. Technik: Kamera für Videokonferenzen – worauf sollte man achten?
  9. Angemessene Bildsprache im gezeichneten / animierten Video

 


 

Foto: Adobe Stock/©Вадим Пастух