Letzte Woche hatte ich einen Zahnarzttermin und bekam eine schicke Krone.
Den Kostenvoranschlag dazu hatte ich im Vorfeld – schön aufbereitet und in einer glänzenden Mappe verpackt – im Briefkasten. Die Rechnung bekam ich nach der Behandlung fix in die Hand gedrückt. Und obwohl noch immer betäubt und leicht benebelt sind mir einige Dinge nicht entgangen: dass der Umschlag nicht zugeklebt war beispielsweise und dass die Abziehlasche mit dem Hersteller-Hinweis noch nicht entfernt war und mich anschrie: „Ich war ein Schnapper!“
Mich stört so etwas. Dieser letzte kleine verpatzte Eindruck ist doch unnötig. Zumal, wenn alles andere im Zusammenhang mit dem Außenauftritt mit Sorgfalt ausgesucht und zusammengestellt wurde: von den Mappen mit Heißfolienprägedruck bis hin zum Logo, das im Eingangsbereich riesengroß auf die Wand gemalt worden ist und das sogar in der Corporate-Praxisfarbe – also wirklich gut gemacht.
Meine Frage als Gestalterin an Sie ist also: Wo kommen Ihre Mandanten mit Ihnen und Ihrer Kanzlei in Berührung? Welche Materialien brauchen Sie, um professionell von A bis Z aufzutreten?
Ein Prozess? Her damit!
Die gute Nachricht vorab: diesen Prozess, den Designprozess, müssen Sie nur einmal führen. Er startet mit einem Gespräch über Ihre Werte und Sichtweisen. Wofür Sie stehen, wie und wo Sie Ihrer Zielgruppe begegnen wollen. Nehmen Sie sich für diesen ersten Schritt Zeit, er ist die Richtschnur für das weitere Vorgehen. Danach dürfen Sie sich zurücklehnen und Ihre Agentur arbeiten lassen.
Wie entsteht ein stimmiger Unternehmensauftritt?
Ich beschränke mich auf meinen Fachbereich: Grafik-Design. Wir Grafik-Designer erarbeiten für Sie das sogenannte Corporate Design. Hier werden alle Bestandteile für einen einheitlichen Kanzleiauftritt definiert.
Allem voran wird ein Logo entworfen, denn das Logo ist das Herzstück des Corporate Designs. Es ist die visuelle Kurzform Ihres Unternehmens. Logo, oder? Aber ganz so einfach ist es nicht. Die Anforderungen an ein Logo sind enorm: Es soll kommunizieren, was Ihre Kanzlei tut, einen hohen Wiedererkennungswert haben und bei alledem schön simpel bleiben. Klar, prägnant, zeitlos – oder, wie einer meiner Professoren es ausdrückte: merkwürdig und merkfähig.
Darüber hinaus gibt es formale Anforderungen. Ein Logo muss in allen Anwendungen funktionieren: also druck- und lesbar sein, egal ob es auf einem Bleistift, einer Visitenkarte, einem Fax oder einem Plakat abgebildet wird.
Eines meiner Lieblingslogos, das all diesen Ansprüchen gerecht wird, ist das der Deutschen Bank, der „Schrägstrich im Quadrat“. Es ist einfach, markant und symbolisiert dabei „Wachstum in einem stabilen Umfeld“.*
Corporate Type, Corporate Colour – Corporate was?
Weitere Basis-Bestandteile des Corporate Designs sind die „Corporate Type“ und die „Corporate Colour“. Auf gut Deutsch: ein Schrifttyp („Corporate Type“) wird passend zum Kanzlei-Charakter ausgewählt und konsequent in der gesamten Korrespondenz genutzt. Farben werden definiert. Warum das wichtig ist und wie Farben die Markenbotschaft unterstützen können? Es gibt gute Beispiele:
Denken Sie an Milchprodukte. Welche Farbe haben Sie vor Augen? Wie sieht es bei Schokolade aus? Autos, Strom? Wir ordnen Farben Eigenschaften und Wirkungen zu. Blau zum Beispiel steht für Frische, Klarheit, Ruhe. Dunkelblau wirkt seriös und verlässlich. Hellblau erscheint uns kühl – in Kombination mit einen Akzent Rot wird das Duo plötzlich modisch. Farben und Farbklänge haben Kraft. Diese Kraft sollte man bei der Entwicklung Ihres Corporate Designs nutzen!
Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte
Neben Logo, Schrift und Farbe gibt es noch Gestaltungsraster, Bilderwelten und Materialien (wie z.B. die Papierauswahl). Ich möchte an dieser Stelle nur noch auf die Bilderwelten eingehen.
„Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte“ – wir alle kennen die Phrase. Doch so banal es klingt – es ist richtig: Bilder transportieren Emotionen, ganze Situationen sind auf einen Blick erfassbar. Damit sind Bilder ideal, um Ihre Botschaft an Ihre Zielgruppe zu unterstützen.
Warum aber ist hier die Rede von „Welten“ bzw. Bildwelten? „Welten“ meint, dass Sie im Vorfeld genau festlegen, WAS Sie zeigen wollen: Ihre Dienstleistung, Mitarbeiter, Symbole, Szenen? Und Sie legen fest, WIE Sie Ihre Inhalte zeigen. Zum Beispiel als Foto, Illustration oder Collage.
Und Action: Ihr Auftritt
Genug der Theorie. Ist das Corporate Design definiert, geht es um seinen Einsatz. Es gilt, das Design mit Leben zu füllen. Womit wir wieder bei der Frage wären, welche Materialien Sie für einen souveränen Auftritt brauchen. Zu den Corporate Design-Anwendungen, über die Sie als Rechtsanwalt oder Steuerberater nachdenken sollten, zählen z.B.
- Briefpapier und Visitenkarten
- Bürostempel
- Broschüren, Folder und Flyer
- Kanzleiwebsite
- Plakate und Werbetafeln
- Kundenzeitschriften
- E-Mail-Newsletter
- Fahrzeug-Beklebungen
Aber keine Sorge! Sie müssen nicht alles auf einmal angehen. Ist der erste Schritt in Richtung Corporate Design gemacht, können Sie Ihren Weg zu einem merkfähigen Außenauftritt Schritt für Schritt gehen.
* Quelle: https://www.db.com/company/de/media/logo-geschichte.pdf
Foto: John Smith/fotolia.de