Kanzleimarketing Profi

Eine eigene Stelle fürs Kanzleimarketing schaffen?

Die Kanzlei Tsambikakis & Partner zeigt warum es sich lohnen kann

Kanzleimarketing ist ein ganz eigenes Aufgabenfeld innerhalb einer Kanzlei. Je größer eine Kanzlei ist, und je aktiver in den unterschiedlichen Bereichen des Marketings, desto mehr lohnt es sich für Kanzleien darüber nachzudenken, extern oder sogar intern Profis für das Thema zu engagieren.

Grund genug, einmal in einer Kanzlei nachzufragen, seit wann man auf externe bzw. dann interne Unterstützung im Bereich Marketing setzt. Die Wirtschaftsstrafrechts-Boutique Tsambikakis & Partner tut dies aus Überzeugung – und berichtet im Interview, welche Potenziale die Einstellung einer Projektmanagerin fürs Marketing in der Kanzlei freigesetzt hat.

Rechtsanwalt Prof. Dr. Michael Tsambikakis und Sabrina Hämer – danke, dass Sie uns beide für Antworten auf ein paar Fragen zur Verfügung stehen.

Herr Tsambikakis – seit wann gibt es Ihre Kanzlei und seit wann setzen Sie auf professionelle Unterstützung im Marketing? Wie haben Sie zu Beginn das Marketing organisiert? Wann haben Sie umgeschwenkt und mit „Externen“ gearbeitet – wann die Entscheidung getroffen, intern eine Stelle zu schaffen?

Michael Tsambikakis: Unsere Kanzlei wurde 2015 mit ursprünglich zwei Partnern gegründet. In dieser Zeit habe ich das Marketing selbst gemacht. Mit dem enormen Wachstum der Kanzlei haben wir 2019 mit Sabrina Hämer eine Projektmanagerin eingestellt, die sich dann nach und nach u. a. um das Marketing gekümmert hat. In der Zeit haben wir dann auch begonnen, Externe zu beauftragen.

Frau Hämer, welche Aufgaben haben Sie als „Projektmanagerin“ in der Kanzlei? Sind Sie „nur“ für das Marketing zuständig?

Sabrina Hämer: Tatsächlich bin ich 2019 ursprünglich Teil unserer Kanzlei geworden, um in der Hauptsache Prozesse zu optimieren und bei der weiteren Digitalisierung zu unterstützen. Da ich einen beruflichen Hintergrund in der Werbe- und Medienbranche habe, zeichnete sich sehr schnell ab, dass ich auch im Bereich des Außenauftritts involviert werden sollte.

Mein erstes großes Projekt war dann die Betreuung und Koordination des kompletten Rebrandings der Kanzlei, inkl. Website, Kanzleiräumlichkeiten, Geschäftsausstattung und Social Media-Auftritt. Mittlerweile hat sich meine Position so entwickelt, dass ich als Hauptansprechpartnerin den Gesamtüberblick über unsere Prozesse nach innen und unsere Marketing-Maßnahmen nach außen behalte. Ich fungiere je nach Situation als Schnittstelle, Koordinatorin oder Umsetzerin von kleinen bis großen Projekten und arbeite viel im Austausch mit den Mitgliedern unseres Teams oder externen Dienstleistern.

Meine Aufgaben sind besonders vielfältig, was mir sehr entgegenkommt. Wir betreiben beispielsweise mittlerweile drei LinkedIn-Kanäle, für die meine Kollegen regelmäßig Fachbeiträge verfassen und ich dann die entsprechenden Media Assets vorbereite. Ich kümmere mich aber auch u. a. um die Koordination mit unseren IT-Dienstleistern, das Vorbereiten von Pitch Decks, Mitarbeiter-Onboardings, den gezielten Einsatz von Legal Tech (z. B. unsere eigene App) oder das Design von Giveaways.

Wenn ich mich bei neuen Kollegen vorstelle, sage ich meist: „Ich kümmere mich um (fast) alles außer Jura“ – und ich denke, das fasst meine Stelle am besten zusammen.

Herr Tsambikakis, Frau Hämer: Welche Ausbildung oder welcher berufliche Background macht aus Ihrer Sicht Sinn, um im Marketing- bzw. Projektmanagement in einer Kanzlei einen guten Job machen zu können? Und welche persönlichen Fähigkeiten sollte man darüber hinaus haben? Sprich: Wen sollte eine Kanzlei suchen, wenn Sie jemanden für Office- oder Marketingmanagement in der Kanzlei anstellen will?

Sabrina Hämer: Ich selbst bin gelernte Kauffrau für audiovisuelle Medien und war vor meiner Zeit bei Tsambikakis & Partner in der Werbefilmproduktion, sowie im internationalen Serien- und Filmvertrieb tätig. Ich sehe mich selbst aber eher als Generalistin, da meine Fähigkeiten sehr breit, dafür aber weniger tief aufgestellt sind. Ich habe beispielsweise neben meinen medialen Kenntnissen ein sehr gutes technisches Verständnis und eine Affinität für Zahlen, obwohl – zumindest Ersteres – nicht Teil meiner Ausbildung war.

Der Vorteil von Generalisten ist, dass wir sehr anpassungsfähig und organisiert sind. Viele Kanzleien fangen momentan erst damit an, das Personal im Bereich der Nicht-Juristen aufzubauen und es ist meiner Meinung nach ein großer Vorteil, in solchen Fällen vielseitig einsetzbar zu sein. Wenn man Erfahrung und Ideen aus anderen Firmen oder Branchen mitbringt, ist auch Change Management in der Kanzlei immer ein relevantes Thema.

Man sollte meiner Meinung nach über ein gutes Einschätzungsvermögen verfügen, was die Kanzlei wirklich individuell braucht, was vom Status Quo bereits funktioniert und an welchen Stellen vielleicht eine radikale Veränderung stattfinden muss. In unserem Fall war dies zum Beispiel das Branding und die Markengestaltung. Am Ende muss die Person zur Kanzlei, zum Team und zu den individuellen Bedürfnissen passen und dann wachsen auch alle Parteien gemeinsam an der Zusammenarbeit.

Michael Tsambikakis: Für diese Stelle gibt es nicht die eine, richtige Ausbildung. Man wird sicher belastbar und sehr strukturiert sein müssen. Ich würde jeder Anwaltskanzlei empfehlen, eine Person zu rekrutieren, die ihre ersten Berufserfahrungen nicht in der Rechtsdienstleistungsbranche gemacht hat. Ein frischer Blick tut immer gut.

Greifen Sie dennoch auch auf externe Unterstützung zurück oder können Sie das Marketing inzwischen komplett intern abwickeln? Verlassen Sie sich dann auf spezialisierte Dienstleister für Kanzleien oder spielt das keine wesentliche Rolle?

Sabrina Hämer: Ja, wir arbeiten auch weiterhin mit externen Dienstleistern zusammen. Unseren alltäglichen Bedarf decke ich ab, aber bei größeren Anliegen ziehen wir dann Spezialisten auf Ihrem Gebiet hinzu, z. B. in den Bereichen Designentwicklung, (Web)-Programmierung oder Fotografie. Hier gebe ich lediglich als Schnittstelle unsere Anforderungen und Bedürfnisse in Form von Briefings oder Mock-ups vor und koordiniere dann den weiteren Prozess. Im Grunde übersetze ich zwischen Anwalt und Dienstleister. Im gestalterischen oder technischen Bereich erzielen wir mit den Spezialisten so die für uns passenden Ergebnisse, auch wenn es sich nicht um Dienstleister handelt, die auf Kanzleien spezialisiert sind.

Schwieriger gestaltet es sich hingegen bei der inhaltlichen Gestaltung von Content, da man hier eine sehr spezielle Kombination zwischen rechtlich-fachlicher und technisch-gestalterischer Kompetenz braucht. Das beste Beispiel hierfür ist die Gestaltung von Texten, die gleichzeitig fachlich korrekt als auch mandantenfreundlich und SEO-optimiert verfasst sind. Hier sollte man meiner Meinung nach auf jeden Fall auf Dienstleister setzen, die auf Kanzleien spezialisiert sind, da man sonst Gefahr läuft, Zeit und Geld zu verschwenden, weil man einfach nicht die gleiche Sprache spricht oder versteht.

Herr Prof. Tsambikakis und Frau Hämer, vielen Dank für Ihre Zeit und Ihre Antworten.

Das Interview führte Pia Löffler.

Foto: Adobe Stock/©tomertu