Kanzlei-Logo

Eine Frage der Corporate Identity: Was macht ein gutes Kanzlei-Logo aus?

Logodesign ist für Unternehmen seit langer Zeit ein wichtiger Faktor für Marketing, insbesondere für die Markenbildung. Beim Gros der Kanzleien – ob Rechtsanwälte oder Steuerberater – ist das Thema bisher aber noch nicht wirklich angekommen. Warum sollte sich das ändern? Was kann ein gutes Logo bewirken?

Diese Frage würde ich gerne ausweiten auf das umfassende Thema Corporate Identity, da ein Logo eigentlich nur ein winzig kleiner Bestandteil dessen ist und alleine nie ein klares und glaubwürdiges Profil abgeben kann. Die Wirkung eines Logos entsteht vielmehr durch die Gesamtwirkung aller eingesetzten Kommunikationsmittel (z. B. Geschäftsdrucksachen, Website, Anzeigen, Präsentationen, Verträge, Formulare, Stempel…) und die Qualität der Produkte bzw. Dienstleistungen, die angeboten werden. Nur wer seine Kommunikation bewusst einsetzt, kann das Image seines Unternehmens kontrollieren.

Corporate Identity: Vor der Logo-Findung kommt die Identitätsfindung

Um dem eigenen Unternehmen das gewünschte Profil zu verschaffen, muss man sich zuerst der Identität des Unternehmens – der Corporate Identity – klar werden und diese auch ganz klar definieren. Wie sehen die eigenen Werte, Ziele und der Qualitätsanspruch aus? Die Antworten auf diese Fragen beschreiben die inhaltliche Basis der Unternehmenskommunikation. Denn genau aus dieser Definition heraus lassen sich die benötigten gestalterischen Elemente – das Corporate Design – wie z. B. das Logo erarbeiten.

Das Corporate Design bildet das visuelle Gerüst der definierten Unternehmenserklärung und ermöglicht die Profilierung des Unternehmens am Markt. Ein Unternehmen kann gegenüber Wettbewerbern noch so gut sein, wenn Kunden, Geschäftspartner und Mitarbeiter dies nicht genauso sehen, ist der Wettbewerbsvorteil bedeutungslos. Und weil das so ist, ist ein prägnanter, unverwechselbarer visueller Auftritt – inkl. Logo – entscheidend für den Unternehmenserfolg. Dieser Auftritt wird dafür sorgen, dass interne und externe Bezugsgruppen Ihr Unternehmen visuell spontan erfahren können: es erkennen, erinnern und bevorzugen. Unternehmer müssen heute vielmehr als je zuvor zeigen, wer sie sind, was sie können, wofür sie stehen und was sie so einzigartig macht.

Was macht ein gutes Kanzlei-Logo aus?

Ein gutes Logo sollte immer eine Botschaft transportieren, im Idealfall die Kanzlei und deren Markenkern bzw. deren -werte widerspiegeln. Das Innerste des Unternehmens wird quasi nach außen sichtbar gemacht. Dafür ist ein individuelles Konzept unerlässlich. Ob das Ergebnis dann in einer Bildmarke oder rein typografischen Lösung endet, hängt von vielen Faktoren ab.

Eine reine Aneinanderreihung der Partnernamen in einer beliebigen Schriftart kann das natürlich nie erfüllen. Bei einer solchen Lösung bleiben die Individualität bzw. Aussage eines Logos komplett auf der Strecke. Diese Vorgehensweise wirkt sich wiederum negativ auf den Wiedererkennungswert und die Identifikation mit einer Marke aus.

Ein gutes Logo: einfach, einprägsam und individuell

Neben allen inhaltlichen Anforderungen ist die Optik nicht zu vernachlässigen. Ein gutes Logo muss daher nicht nur den Markenkern eines Unternehmens transportieren, sondern auch als „Logo“ erkennbar sein: einfach und einprägsam, aber dennoch individuell (hier spielen Farben, Schriften und deren Kombination eine große Rolle). Außerdem sollte ein Logo immer anwendungsorientiert gestaltet sein, um eine technische Umsetzbarkeit zu garantieren.

Was halten Sie von den gängigen Symbolen wie Waage, Paragraph etc. in Kanzlei-Logos. Macht das Sinn oder ist das  abgenudelt?

Natürlich wecken diese Symbole gleich die richtigen Assoziationen beim Gegenüber und werden bzw. wurden daher inflationär eingesetzt. Es wird schnell und einfach kommuniziert, um welches Unternehmen es sich handelt. Grundsätzlich ist gegen die Arbeit mit typischen Symbolen also nichts einzuwenden. Die Schwierigkeit besteht vielmehr darin, sie so einzusetzen, dass trotz allem ein eigenes und individuelles Logo bzw. Erscheinungsbild entsteht. Das schafft man durch Abstraktion oder Kombination mit anderen gestalterischen Mitteln.

Zuletzt: Warum sollte man ein Logo und ggfs. Briefpapier, Visitenkarten individuell von einem Grafiker entwerfen lassen und nicht auf einer Online-Plattform? Logos aus dem Netz sind in der Regel viel billiger.

Ein Logo, bzw. ein Unternehmenskonzept, das allumfassend ist, sollte immer von einem Profi entwickelt werden. Vergleichbar ist das Ganze mit dem Bau eines Hauses: bevor das Fundament (Konzept) nicht steht, muss ich mir um die Form und Farbe der Fenster (Logo) keine Gedanken machen. Auf Online-Plattformen kann selbst ein ausgebildeter Gestalter/ Kommunikationsdesigner nie so tiefgehend arbeiten, wie es in einer persönlichen Zusammenarbeit möglich wäre. Die Briefings sind nicht ausreichend, Fragen die sich im Gestaltungsprozess ergeben, werden nicht beantwortet, es fehlen einfach entscheidende Informationen, um ein stabiles Fundament zu bauen. Zudem schafft es eine anonyme Zusammenarbeit nicht, die Individualität einer Person oder eines Unternehmens herauszufiltern. Denn das ist ein Entwicklungsprozess, an dem sowohl der Gestalter als auch der Auftraggeber beteiligt sind. Und ein solcher Prozess kostet natürlich Zeit und somit Geld, womit wir bei der Kostenfrage wären. Online-Portale können diese extremen Preise nur aufrufen, weil eben keine Zeit in konzeptionelle Arbeit investiert wird, sondern auf der Basis unzureichender Briefings ein mehr oder weniger schönes Logo entworfen wird, dem das Fundament fehlt — auf Dauer keine befriedigende und stabile Lösung. Mit der Entwicklung des Logos ist das Corporate Design ja auch noch nicht erledigt. Online-Plattformen bieten keine direkten Ansprechpartner, die dauerhaft erreichbar sind und Hilfestellung bei Produktions- oder Veredelungsfragen etc. leisten.

Bauen Sie also ein starkes Fundament für Ihre Corporate Identity!

Foto: Adobe Stock/bramgino