Veranstaltung Juristinnen

Neue Veranstaltungsformate erobern Rechtsberatung und Mandantenakquise

In diesem Beitrag berichten wir, wie wir in der Corona-Zeit den Schalter umlegen durften, um von einem umfassenden Live-Veranstaltungsprogramm auf Video-Tutorials überzugehen und welche Fallstricke, aber auch Erfolgserlebnisse damit zusammenhingen. 

Digitalisierung der Kanzlei bereits „vor Corona“

Als Rechtsanwaltskanzlei mit Legal Tech-Einheit im Schlepptau haben wir uns tatsächlich schon vor der Corona-Zeit für digitale Lösungen und Produkte interessiert. So betreiben wir:

  • Seit 2011 eine App, in der wir unsere Mandanten (und natürlich alle anderen Leserinnen und Leser, wie zum Beispiel die Anwältinnen und Anwälte anderer „Marktteilnehmer“ ?) über Aktuelles zu unseren Rechtsthemen Energie-, Umwelt- und Arbeitssicherheitsrecht informieren.
  • Seit 2013 bieten wir unseren Mandanten mit einer webbasierten Compliance-Software unserer Legal Tech-Einheit „RGC Manager“ digital aufbereitete Workshops zum Management der Einzelpflichten in unseren Rechtsgebieten.
  • Anfang 2020 –  also kurz vor dem Lockdown –  sind wir nach reiflicher Überlegung mit unserer Kanzlei in die Cloud gezogen und waren damit von Tag eins an Homeoffice-fähig – ein Glücksfall, wie er im Buche steht.

Nur bei unserem Veranstaltungsprogramm haben wir bislang weitestgehend auf Live-Veranstaltungen gesetzt.

Veranstaltungen digital? Jetzt schon!

Anders bei Veranstaltungen und persönlichen Treffen mit unseren bundesweit ansässigen Mandanten. Denn die Veranstaltungen in unseren extra für Veranstaltungen ausgelegten Kanzleiräumen waren immer ein besonderes Highlight – auch weil Mandanten untereinander einen regen persönlichen und fachlichen Austausch pflegen konnten. Zudem konnte man noch auf ein Bierchen am Vorabend zusammenkommen oder in den Pausen die Zeit für entspannten Smalltalk auf unserer Veranda nutzen. Perfekt für Akquise und Mandantenbindung also…

Aber wie sollten wir diesen Effekt in der Corona-Zeit fortführen? Die Idee zu Video-Workshops und Video-Tutorials geisterte natürlich schon seit Längerem in unseren Köpfen herum. Bislang fehlte es aber an der Zeit, diese Idee in die Tat umzusetzen.

Im Lockdown hatten wir plötzlich ein bisschen mehr Zeit. Unsere Mandanten waren in den ersten Wochen mit sich selbst beschäftigt, wir waren im Homeoffice. Und wenn alles sowieso ganz anders ist, dann kommen einem oft auch die besten Ideen.

Zunächst haben wir einen unserer Räume, der zuvor nur der „Müllraum“ genannt wurde, in ein Filmstudio verwandelt. Die Wand wurde schwarz gestrichen, damit unser schwarz-weißes Logo gut zur Geltung kommt. Wir haben mit günstigem Equipment (Kamera, Mikrofone) begonnen und steigern uns seither mit wachsender Kenntnis. Ina und Nina, zwei unserer Mitarbeiterinnen mit hoher IT-Affinität, wurden zum „Filmteam“ ernannt. Mit viel Engagement haben sich die beiden die wichtigen Themen, z. B. Umgang mit der Software, Kamera- und Lichteinstellungen, sowie den Schnitt der Videos erarbeitet.

Mit Youtube fing es an…

Die Aufnahme der ersten Videos war von Fehlschlägen, Erfolgserlebnissen und Slapstick-Komik geprägt. Beim auswendigen Vortragen eines zehnminütigen Textes verhaspelt man sich natürlich zwangsläufig irgendwann. Gestandene AnwältInnen, die live vor mehreren hundert Fachleuten referieren, durften ihren Umgang mit der Kamera als Zuschauer finden. Die Produktion unserer ersten kurzen Videos dauerte oft Stunden. Unsere Kollegin Lena hatte dann die rettende Idee, einen Teleprompter anzuschaffen. Seither drehen wir – wenn das Skript einmal steht – ein kurzes Video in einer halben Stunde ab.

Nachdem wir erste Videos mit wichtigen, aktuellen Informationen für unsere Mandanten, zum Beispiel zu Sanktionen für Nichtabnahmen von Strom während des Lockdowns, gedreht und kostenfrei bei Youtube zur Verfügung gestellt hatten, wollten wir erstmals ein ganzes Veranstaltungsformat online umsetzen.

Klimakongress – online statt live

Das Versuchskaninchen für das Projekt „Veranstaltungen online“ war unser – eigentlich als Live-Event Anfang Mai in Berlin geplanter – Klimakongress zu aktuellen Fragestellungen der neuen CO2-Bepreisung. Hier drehten wir mit unserer Ausrüstung jetzt schon mittlerweile recht flott unsere Vorträge ab. In Ergänzung nahmen wir außerdem online Experten- und Praktiker-Interviews auf.

Um den Klimakongress unseren Mandanten erst nach Anmeldung und Zahlung einer Teilnahmegebühr anbieten zu können, haben wir in unserer App eine Video- und Podcast-Funktion mit Buchungsstrecke eingefügt, über die die Mandanten die Videos mit wenigen Klicks buchen und direkt ansehen können. Als Highlight unseres Klimakongresses veranstalteten wir außerdem erstmals ein Online-Live-Event. Hier standen drei Anwälte live vor der Kamera – natürlich mit Abstand bzw. Plexiglas zwischen sich – unseren Mandanten zu aktuellen Rechtsfragen Rede und Antwort. Diese Live-Variante wurde im Nachhinein von unseren Mandanten besonders gelobt, denn bei der Interaktion durch Fragen und Antworten kam zumindest ein bisschen Workshop-Flair auf.

Aktuell geht nun unser dritter Online-Kurs „Grundlagen des Energie- und Umweltrechts im Unternehmen“ online. Hier probieren wir einige neue Dinge aus. Zum Beispiel nehmen wir Videos auf, in denen zwei AnwältInnen gemeinsam vortragen – so werden Präsentationen lebendiger.

Unser Fazit – anders, aber gut

Das positive Feedback von unseren Mandanten zeigt uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Rückblickend haben wir von Mitte März bis jetzt eine enorme Lernkurve genommen. Dennoch gibt es natürlich auch noch viele Punkte, an denen wir weiterarbeiten können und wo wir besser werden möchten.

Definitiv sind diese Video-Tutorials, Online-Kurse und -Kongresse für uns eine wichtige – und auch nach Corona bleibende – Ergänzung unseres Portfolios. Gerade weiter entfernt ansässige TeilnehmerInnen freuen sich über weniger Reiseaufwand und zeitliche Flexibilität, die zum Beispiel Online-Kurse ermöglichen. Genauso freuen wir uns aber auch darauf, wieder Live-Veranstaltungen durchführen zu können, die immer noch mehr Interaktion, aber auch Privatsphäre gerade für sensible Rechtsthemen zulassen und – so jedenfalls unsere Feststellung – einen persönlicheren Kontakt zum Mandanten ermöglichen.

Wir bleiben also dabei – am besten gehen analog und digital Hand in Hand!

Foto: Adobe Stock/©Anton Gvozdikov