lampenfieber anwaltspraxis

Lampenfieber in der Anwaltspraxis

Wie eine trainierte Stimme hilft, Nervosität zu besiegen

Lampenfieber ist verbreiteter, als man denkt, und betrifft nicht nur Kunstschaffende. Auch Anwältinnen und Anwälte leiden unter dem Phänomen – bestreiten doch auch sie Auftritte vor Publikum: Im Mandat, in Verhandlungen vor Gericht oder mit der Gegenseite.

Was Sie tun können, damit in karriereentscheidenden Situationen Ihre Stimme nicht vor lauter Lampenfieber versagt, lesen Sie in diesem Artikel.

Im Rampenlicht

Die Berufsrealität von Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälten ist geprägt von unterschiedlichen Momenten im Rampenlicht. Von jungen Associates bis hin zu Partnerinnen und Partnern gilt: Das Berufsleben verändert sich, das Gefühl des Lampenfiebers bleibt in vielen Fällen. Einige betrifft es vielleicht mehr, andere weniger. Ein Thema ist es immer. Denn Vorträge, Plädoyers, Pitches und vor allem Gespräche mit Mandantinnen und Mandanten sorgen für Nervosität.

Wichtig ist, dass man es von Anfang an in den Griff bekommt, denn sonst kann eine Abwärtsspirale entstehen: Negative Erfahrungen in „Auftrittssituationen“ steigern das Lampenfieber, das wiederum negative Erfahrungen in entsprechenden Situationen auslöst. So entsteht eine nachhaltige Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit. Was also tun?

Was ist Lampenfieber?

Zunächst einmal hilft es zu verstehen, was Lampenfieber überhaupt ist. Vereinfacht ausgedrückt, handelt es sich bei dem Phänomen um eine Form von Nervosität. Ausgelöst wird sie durch die Bühnensituationen, die der oder dem Betroffenen bevorsteht. Dabei betrifft sie alle – allerdings in unterschiedlicher Ausprägung und Intensität.

Aus biochemischer Sicht geht Lampenfieber vom Hypothalamus aus, fängt also im Gehirn an, das einen Hormoncocktail freisetzt, der körperliche Reaktionen hervorruft. Der Fluchtreflex setzt ein, die Muskeln werden verstärkt mit Sauerstoff versorgt, Atmung und Herzschlag werden beschleunigt.

Mit diesen körperlichen Reaktionen auf die bevorstehende Vortrags- oder Auftrittssituation geht die entsprechende Körperhaltung einher. Betroffene ziehen die Schultern hoch, nehmen eine unnatürliche Abwehrhaltung ein und sind alles andere als entspannt. Die beschleunigte Atmung kommt über den Brustkorb nicht hinaus und sorgt für einen trockenen Hals, mündet in Hüsteln und Räuspern sowie einer zittrigen Stimme, wenn es dann endlich auf die „Bühne“ geht.

In der Folge werden genau die Werkzeuge, die man als Anwältin oder Anwalt braucht, am stärksten vom Lampenfieber in Mitleidenschaft gezogen: die Stimme und damit verbunden die von ihr ausgehende Überzeugungskraft. Ihr hört man Lampenfieber deutlich an.

Stimmübungen gegen Lampenfieber

Wie entkommt man aber dem Teufelskreis, den Lampenfieber verursachen kann? Um eines vorwegzunehmen: Alkohol und Medikamente sind keine Lösung!

Die gute Nachricht ist: Lampenfieber muss man nicht nur aushalten, man kann es sogar nutzen. In ihm liegen Konzentration und (positive) Anspannung, die dafür sorgen, dass man in Auftrittssituationen brillieren kann. Eine zentrale Rolle kommt dabei der Stimme zu: Sie ist am gravierendsten betroffen, an ihr wird Lampenfieber auch für Außenstehende hör- und spürbar. Je besser man also die Stimme im Griff hat, desto weniger Auswirkungen hat Lampenfieber auf einen Auftritt.

Führt man regelmäßig Übungen durch, die sich mit der Atmung und der Stimme beschäftigen, gewinnt man also einen Hebel, den man in der Situation des Lampenfiebers bedienen kann. Hier sind ein paar praktische Tipps, die in jeden Tagesablauf integrierbar sind:

  • Konzentrieren Sie sich bewusst auf Ihre Atmung. Sie beeinflusst den Puls und damit den ganzen Körper. Atmen Sie die gesamte Luft in Ihrem Körper aus, warten Sie, bis der Lufthunger einsetzt und lassen Sie dann den Atem tief in Ihren gesamten Körper einströmen. Spüren Sie, wie Ihr Körper sich aufrichtet und Sie eine Haltung annehmen, die Ihrem Auftritt auch entspricht.
  • Wärmen Sie vor einer Auftrittssituation Ihre Stimme auf: Summen Sie Ihr Lieblingslied. Die Stimme ist wie der Körper beim Sport: Sie mag keine Kaltstarts. Wer sich auf seine stimmliche Überzeugungskraft verlassen möchte, gönnt ihr also Aufwärmübungen.
  • Gähnen Sie, denn Gähnen befreit. Lösen Sie durch das Öffnen Ihres Kiefers den Gähnreflex aus, können die Stimmbänder frei schwingen, weil sich der Muskelapparat, der um sie herumliegt, entspannt. Gähnen Sie geräuschvoll, denn auch das wärmt die Stimmbänder auf.

Übung macht Entspannung

Aber: Erst vertraute Übungen können im Ernstfall für Entspannung sorgen. Beginnen Sie damit nicht drei Minuten vor Ihrer Auftrittssituation, sondern führen Sie Übungen wie diese regelmäßig durch. Dann erst entfalten sie ihre ganze Wirkung.

Ihre so gewonnene Haltung und die Überzeugungskraft in Ihrer Stimme werden Ihnen zu mehr Selbstvertrauen auf der Bühne verhelfen. Das wiederum vermitteln Sie dann Ihrem Publikum.

Wenn Sie konstruktiv mit Ihrem Lampenfieber umgehen, werden Sie sicher (mehr) Freude und Erfolg bei Ihren Auftritten als Anwältin oder Anwalt haben!

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