Neulich stolperte ich über einen interessanten Artikel, in dem die virtuelle Anwaltsassistentin mit dem wohlklingenden Namen „RenoJane“, vorgestellt wurde.
Im Rahmen der diesjährigen Konferenz „Berlin Legal Tech“ wurde RenoJane in Zusammenarbeit mit Juristen und Programmierern entwickelt. RenoJane war in der Lage, per Sprachbefehl Kanzleisoftware und andere Anwendungen zu steuern. Im Rahmen der Präsentation legte RenoJane neue Akten an, trug Termine ein, ja sogar Informationen zu Mandanten konnte RenoJane anzeigen.
Viele Tätigkeiten können bereits automatisiert werden
Zugegeben, bis es soweit ist, dass wir uns im Rahmen der anwaltlichen Assistenz ausschließlich auf virtuelle Mitarbeiter verlassen können, wird es noch ein Weilchen dauern. Die Entwicklungen zeigen aber auch in diesem Bereich eine ganz klare Richtung an. Es ist verständlich, dass Mitarbeiter solche Berichterstattungen mit einer gewissen Sorge betrachten werden, denn die Art und Weise, wie Rechtsdienstleistungen zukünftig erbracht werden, wird sich durch Legal Tech grundlegend verändern. Mitarbeiter, die bereit sind, diesen Weg mitzugehen, aufgeschlossen sind für neue und weitere Tätigkeitsfelder, bleiben im Rennen. Alle anderen werden sich mittelfristig sicher damit abfinden müssen, dass ihre Arbeit von Maschinen übernommen wird. Im Bereich der Anwaltsassistenz ist es schon heute so, dass von acht wesentlichen Tätigkeiten bereits fünf automatisiert werden könnten. Dies belegt eine Datenbank, die von der ARD im Rahmen ihrer Themenwoche zur „Zukunft der Arbeit“ initiiert wurde. Gespeist wurde diese Datenbank aus Daten der Bundesagentur für Arbeit sowie des Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung.
Gute Jobchancen für aufgeschlossene Mitarbeiter
Sehr gute Chancen haben alle Mitarbeiter, die sich in der Lage sehen, die digitale Kanzleiwelt mit der realen Welt zusammen zu bringen. Wer hier zugänglich ist, kann hoffnungsvoll in die voranschreitende, digitale Zukunft der Kanzlei blicken. Wenn auch der Begriff „Legal Tech“ bei einigen Mitarbeitern für Besorgnis und Spekulationen sorgt. Legal Tech ist weder revolutionär noch spektakulär, sondern beschreibt lediglich die technische Unterstützung der Arbeit in Kanzleien. Führt man sich diese Tatsache einmal vor Augen, klingt das Schlagwort schon etwas weniger sperrig. Es gibt nur sehr wenige Einheiten, die nicht bereits von Legal Tech profitieren. Fast jede Kanzlei nutzt branchenspezifische Softwarelösungen, das Mahn- und Vollstreckungswesen wird größtenteils ebenfalls automatisiert bearbeitet. Viele schon heute vorhandene Instrumente werden allerdings nicht effizient genug genutzt und genau hier liegt das Potenzial für die zukünftigen Aufgaben der Kanzleimitarbeiter.
Voraussetzung: Verantwortungsbereitschaft und Gestaltungswille
Die Kanzleimitarbeiter müssen mit den Veränderungen wachsen und sollten entsprechend vorbereitet werden. IT-affine und kommunikative Persönlichkeiten werden zukünftig neue Aufgaben übernehmen können. Die Steuerung von Prozessabläufen, Mandatsakquise, Kommunikation mit Mandanten und Behörden sind hier nur beispielhaft zu nennen. Voraussetzung dafür ist allerdings zwingend die Verantwortungsbereitschaft und der Gestaltungswille Ihrer Mitarbeiter. Um diese Eigenschaften in der Belegschaft zu stärken und zu fördern, ist es wichtig, deutlich zu machen, dass Legal Tech nicht die Reduktion von Arbeitsplätzen zum Ziel hat, sondern die Optimierung der bestehenden Kanzleiprozesse im Vordergrund steht. Ihre Mitarbeiter müssen verstehen, welche Auswirkungen Legal Tech auf die Bedürfnisse und das Verhalten der Mandantschaft haben, um die nötigen Veränderungen mittragen zu können.
Darüber hinaus sollten Sie sich die Frage stellen, ob Ihre Mitarbeiter die nötige Bereitschaft haben, neue Abläufe und Technologien umsetzen zu können. Trainings und Schulungen sind bei Veränderungsprozessen unverzichtbar. Juristische Mitarbeiter werden zukünftig nicht mehr darum herumkommen, sich zumindest digitale Grundkenntnisse anzueignen, um im Wettbewerb auch weiterhin bestehen zu können.
Fazit
Furcht vor Veränderungen oder große Skepsis aufseiten Ihrer Mitarbeiter werden nötige Veränderungsprozesse hemmen oder sogar unmöglich machen. Es liegt insofern auch ein Stück weit an Ihnen, wie schnell und gut Prozesse, die sich ohnehin nicht mehr aufhalten lassen, in Ihrer Kanzlei umsetzbar sind. Auch wenn die Vorstellung einer virtuellen Assistenz, die kostengünstig, niemals krank oder urlaubsabwesend ist, für den einen oder anderen Leser verführerisch sein mag – mittelfristig wird nur mit geeigneten Mitarbeitern eine professionelle, effiziente und gute Rechtsberatung für Ihre Mandanten möglich sein. Legal Tech bietet nicht nur für Ihre Kanzlei fantastische Chancen, sondern auch für alle Mitarbeiter außergewöhnliche Möglichkeiten, ihr Potenzial weiter zu entfalten und auszuschöpfen. Neue Arbeitsbereiche werden geschaffen, alte Arbeitsbereiche werden sich grundlegend verändern.
Die virtuelle Mitarbeiterin RenoJane indessen sagt bisweilen das, was sie während der Präsentation der Berlin Legal Tech (noch) am häufigsten sagte: „Sorry, I don’t unterstand“.
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