Markus Weiler, Marcel Zirkel und Felix Grote haben sich mit ihrer Agentur OMmatic darauf spezialisiert, Kanzleien mit innovativen Marketingstrategien und technologischen Lösungen zu unterstützen. Die Agentur arbeitet stark datengetrieben, um Anwältinnen und Anwälte dabei zu unterstützen, sich erfolgreich im digitalen Raum zu positionieren. Ein Beispiel für ihre Kreativität ist die Entwicklung einer individuellen „Flugnummer-API“ für einen Reiserechtler, mit der Google Ads gezielt an Flughäfen mit verspäteten Flügen ausgespielt werden können. Im Interview verraten die drei Marketing-Spezialisten, warum sie sich für diese spezielle Zielgruppe entschieden haben und welche besonderen Dienstleistungen OMmatic anbietet.
Sie haben sich mit Ihrer Agentur auf den Bereich „Kanzleimarketing“ spezialisiert. Warum diese besondere Zielgruppe?
Markus Weiler: Die ersten Kunden der Agentur kamen noch aus verschiedenen Branchen. Von E-Commerce, über Versicherungsvertreter bis hin zu Handwerkern war alles dabei. Mit der Zeit kamen immer mehr Kanzleien dazu. Hier kristallisierte sich heraus, dass die Arbeit mit Kanzleien wesentlich fokussierter abläuft, als mit Marketingabteilungen größerer Unternehmen. Rechtsanwälte und Rechtsanwältinnen achten sehr genau auf den Return on Investment und liefern immer wieder wertvolle Einsichten, um die Entwicklung voranzutreiben.
Felix Grote: Im Gegensatz zu diversen anderen Beratern im freien Markt arbeiten Anwältinnen und Anwälte meistens erst, wenn jemand mit einem Problem auf sie zukommt. Sie gehen also selten in das Push-Marketing. Nachfragerzeugung über Werbemittel, die im Displaynetzwerk verteilt werden, ist ein relativ neues Feld, das erst mit Legal Tech und dem Dieselskandal Einzug in die Rechtsbranche erhielt.
Was bietet Ihre Agentur an?
Wir verfügen über den kompletten Werkzeugkoffer einer Onlinemarketing-Agentur bestehend aus Webdesign, SEO, SEA, Local, Social Media und E-Mail Marketing. Dabei arbeiten wir stark datengetrieben und haben uns zum Ziel gesetzt, den gesamten Prozess der Customer Journey eines Mandanten auszuwerten: Von der ersten Suche eines Keywords bei Google bis zur Abrechnung in der Buchhaltungssoftware der Kanzlei wollen wir Anwältinnen und Anwälten ein lückenloses Tracking ihrer Geschäftsprozesse ermöglichen, um so die Effizienz zu steigern und Chancen und Risiken frühzeitig zu erkennen.
Wir unterscheiden zwischen zwei Kundenkategorien: Produktkunden und Individualkunden. Natürlich sind auch die Leistungen für unsere Produktkunden zu einem gewissen Grad individualisiert, jedoch ermöglichen wir mit etablierten Marketingkonzepten gerade frisch startenden Selbständigen durch unsere Branchenlösung „ADVOmatic“ einen günstigen und sicheren Einstieg ins Online-Marketing.
Wenn ein Business Case bei Individualkunden erfolgreich validiert wurde und die ersten Mandate akquiriert wurden, entwickeln wir diesen zu einem Produkt weiter und können dies automatisiert auf individuellen Landing-Pages und Rechtsblogs ausrollen.
Diese Kombination ist aktuell aus unserer Sicht einmalig auf dem Markt. Andere Dienstleister bieten Produktlösungen beispielsweise auf externen Landingpages oder als Individuallösungen an. Wir entwickeln die digitalen Ökosysteme unserer Kunden weiter, ohne dass diese die Kontrolle darüber abgeben. So entsteht keine Abhängigkeit und die Zusammenarbeit entwickelt sich frei und profitabel für beide Seiten kontinuierlich weiter.
In welchen Themenbereichen Ihrer Agentur arbeiten Sie selbst am liebsten?
Marcel Zirkel: Branding und Positionierung: Entwicklung und Implementierung von Strategien, um die Marke der Kanzlei zu stärken und von der Konkurrenz abzuheben.
Felix Grote: SEO für Kanzleien: Optimierung der Website-Inhalte, Funktionen und Verlinkungen, um bei relevanten Suchanfragen von potenziellen Mandanten besser gefunden zu werden.
Markus Weiler: Software-Entwicklung & Legal Tech: Mit Kanzleien gemeinsam Ideen zur Automatisierung ihrer Prozesse entwickeln. Damit das gestiegene Mandatsaufkommen auch sicher und zuverlässig abgearbeitet werden kann.
Was mögen Sie an der Zusammenarbeit mit Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälten besonders?
Anwältinnen und Anwälte bringen ein hohes Maß an Professionalität und Integrität in jede Zusammenarbeit ein, was den gesamten Prozess effizient und respektvoll gestaltet. Außerdem bauen unsere Kunden oft langjährige Vertrauensverhältnisse mit ihren Mandanten auf, was eine offene und ehrliche Kommunikation fördert. Diese Art der Zusammenarbeit schätzen wir sehr.“
Was hingegen mögen Sie an der Zusammenarbeit nicht?
Ein hartnäckiges Vorurteil lautet natürlich, dass Rechtsanwälte immer recht haben wollen. Zum Glück ist das bei uns nur in Ausnahmefällen ein Grund, die Zusammenarbeit nicht anzunehmen, da wir das bei einem von Hundert Interessenten feststellen. Vertragsverhandlungen sind manchmal zäh, allerdings kommt dann auch am Ende eine gesunde Basis für die Zusammenarbeit dabei heraus. Oft sind Anwälte noch zu bescheiden und sehen die Notwendigkeit des Online-Marketings noch nicht. In der Ansprache der Zielgruppe sind Sie dann eher zurückhaltend, was nicht immer von Vorteil ist.
Was war bisher Ihre ausgefallenste Idee für eine Kanzlei im Marketing?
Wir haben einem Anwalt für Reiserecht eine individuelle „Flugnummern-API“ für Google Ads entwickelt. So konnten wir seine Werbemittel zielgerichtet an Flughäfen mit verspäteten Flügen ausspielen. Die Reisenden bekamen so eine passgenaue Werbung. Die Conversion-Rate war dementsprechend außergewöhnlich hoch.
Warum sollten Kanzleien auf spezialisierte Agenturen setzen?
Je nach Rechtsdienstleistung gibt es verschiedene Ansätze für das Kanzleimarketing. Von der Legal Tech-Kanzlei mit hunderten Fällen pro Woche bis zum Einzelanwalt mit fünf Mandatsanfragen pro Monat haben wir für jede Größenordnung Lösungen. Um das Prinzip „Trial-and-Error“ zu vermeiden, benötigen Kanzleien die Erfahrung einer spezialisierten Agentur. Auch der Zeitfaktor ist entscheidend. Bevor sie mit unerfahrenen Dienstleistern nicht funktionierende Webseiten und Kampagnen entwickeln, sollten sie lieber zu Experten gehen.
Vielen Dank für das Interview.
Foto: OMmatic