Kanzleigründung

Außenauftritt mal anders – Erfahrungsbericht einer erfolgreichen Kanzleigründung

Seit einem Jahr veröffentlichen wir Blogbeiträge, die Sie aus Sicht von Experten über bestimmte Themen informieren sollen, Ihnen Wissen geben und Ermutigung sein sollen, das Thema Kanzleimarketing aktiv anzugehen.

Mit diesem Beitrag wollen wir nun einmal etwas anders machen und – beginnend mit diesem Beitrag – künftig immer wieder einmal Erfahrungsberichte aus Kanzleien zum Thema Kanzleimarketing veröffentlichen!

Denn schlussendlich geht es nicht nur um die Theorie, sondern auch darum, an praktischen Beispielen nachvollziehen zu können: Was die Experten da schreiben, funktioniert auch in der Realität!

Sollten Sie Lust haben, einmal über Ihre Erfolgsstory in der Kanzlei zu berichten, mailen Sie uns: info@ffi-verlag.de! Wir freuen uns auf Ihren Beitrag!

Und nun viel Spaß beim Lesen!

Pia Löffler

Wie wir durchgestartet sind

Wir sind eine junge Kanzlei, 2014 gegründet von RAin Ann-Kathrin Dreber und Dr. Kevin Faber, Rechtsanwalt und Notar. Unser Sitz befindet sich in der Kleinstadt Eschwege. Die Region ist landschaftlich wunderschön, dafür wirtschaftlich als eher schwierig zu bezeichnen. Gleichwohl bestand für uns ein Reiz darin, nicht in einer Großkanzlei im großstädtischen Raum zu arbeiten, sondern sich bewusst in der ländlichen Region zu verwurzeln. Begonnen haben wir allein in einer 60 m²-großen Kanzlei, momentan sind bei uns 14 Mitarbeiter beschäftigt. Wir konnten eine Rechtsanwältin einstellen und sind nach wie vor dringend auf der Suche nach Rechtsanwältinnen oder Rechtsanwälten, die unser Team verstärken. Außerdem durften wir im Jahr 2016 den ersten Preis des Kanzlei-Gründerpreis für die Konzeption und Umsetzung besonders erfolgreicher Kanzleigründungen entgegennehmen.

Es scheint so, als hätten wir doch einiges richtig gemacht. Hinsichtlich der Fallzahlen bewegen wir uns im Bereich einer Kanzlei mit mindestens vier bis fünf Berufsträgern, gleiches gilt für die Umsätze.

Lokale Werbung, Pressearbeit, Online-Marketing und andere lustige Maßnahmen

Wenn Sie sich Gedanken darüber machen, eine Kanzlei zu gründen oder Ihre Kanzlei auf ein anderes Level zu heben, können wir Ihnen empfehlen, sehr viel Geld in Werbemaßnahmen zu stecken. Eschwege selbst besitzt eine relativ große Rechtsanwaltsdichte. Es gibt mehrere große, etablierte Kanzleien. Das war uns bewusst, hielt uns aber nicht von unserer Kanzleigründung ab. Vielmehr haben wir unsere Persönlichkeiten in die Waagschale geworfen und uns überlegt, dass wir mit kreativen Maßnahmen den Anwaltsmarkt vor Ort umkrempeln.

Da wir am Anfang völlig unbekannt waren, war uns sehr wichtig, eine sehr gute Homepage erstellen zu lassen. Wichtig waren uns sowohl die Fotografien, als auch ein professionelles, ansprechendes Erscheinungsbild, das nicht angestaubt wirkt, sondern auf unsere Anwaltspersönlichkeiten zugeschnitten ist.

Zugegeben: Wir haben im ersten Jahr unserer Gründung kaum Geld verdient, da wir sämtliche Umsätze nahezu 1:1 in Werbemaßnahmen investiert haben. So war die Erstellung der Homepage und der Fotografien nicht ganz billig. Dies sollte unser Aushängeschild sein. Uns war es außerdem sehr wichtig, bei Google und anderen Suchmaschinen gut gefunden zu werden. Insofern legten wir bei der Erstellung der Homepage auch großen Wert darauf, dass die Algorithmen dementsprechend erstellt werden. Wir sind der Ansicht, dass ein Großteil unserer Klienten am Anfang sicher den Weg über das Internet zu uns gefunden hat und auch heute ist dies noch der Fall. Gut hierfür sind auch Anwaltsportale, wie beispielsweise Anwalt.de und natürlich auch Google selbst, wenn Sie positive Bewertungen durch Mandanten erhalten.

Nach der Erstellung der Homepage wendeten wir uns außerdem an die örtliche Presse. Diese verfasste beispielsweise einen Bericht über die Kanzleigründung und den Umzug in neue Kanzleiräume als völlig kostenfreie Außenwerbung. Außerdem arbeiteten wir von Beginn an mit einem eigenen Corporate Design: In unseren Kanzleiräumen, auf Briefbögen und generell im Außenauftritt  finden sich die Kanzleifarben immer wieder. Das führt zu einem enormen Wiedererkennungseffekt!

Mit Vorträgen von sich reden machen

Da wir in Eschwege noch unbekannt waren, haben wir uns eine Vortragsreihe ausgedacht, mit dem Namen: Spaß mit Anwälten ist möglich, muss aber nicht sein. Der Vortrag war auf uns zugeschnitten, das heißt, dass wir auf leicht flapsige, gleichwohl tiefgründige, unterhaltsame Art und Weise einen Ritt durch verschiedene Rechtsgebiete vornahmen. Diesen Vortrag kündigten wir in der Presse und im Internet an. Zum ersten Vortrag erschienen circa 150 Personen, der Vortrag war ein voller Erfolg und sprach sich so gut herum, dass wir den Vortrag  dreimal wiederholten.

Die Außenwirkung ist auch deshalb so wichtig, weil Sie sich als Neugründer oder kleine Kanzlei, erst einmal Raum verschaffen müssen, wahrgenommen zu werden. Sobald Sie Mandanten gewonnen haben, können Sie zum Teil auch mit Mundpropaganda rechnen.

Sponsoring, Sportveranstaltungen, öffentlichkeitswirksame Auftritte

Wir hatten eine klare Zielformulierung, nämlich eine der erfolgreichsten Kanzleien hier vor Ort zu werden. Dazu reicht es nicht, nur durch Mundpropaganda empfohlen zu werden. Auch andere Maßnahmen müssen her:

Nachdem wir den Kanzleigründerpreis gewonnen hatten, haben wir großmündig angekündigt, vom Gewinn 1.000,00 € zu spenden und mit dem Restgewinn mit unseren Mitarbeitern übers Wochenende nach Amsterdam zu fahren. Leider war der Preis aber ein Sachpreis – wir Juristen lesen ja ungern selbst das Kleingedruckte. Unsere Ankündigung haben wir aber dennoch durchgezogen. So spendeten wir für ein Familienprojekt der Stadt 1.000,00 €, was ebenfalls von der Presse begleitet wurde. Unter dem Motto Unsportlich, aber kompetent nahmen wir als Firma am örtlichen Triathlon teil und erreichten tatsächlich den vorletzten Platz. Außerdem fingen wir an, kleinere Veranstaltungen zu sponsern. Im Gegenzug hierfür durften wir dort z. B. ein Banner aufhängen (zum Beispiel Reitturnier).

Facebook

Ganz wichtig dabei sind auch Facebook-Posts, die wir regelmäßig machen. Dabei ist es uns wichtig, authentisch rüberzukommen. Das heißt, ein bisschen verrückt, mit großem Spaß an der Arbeit.  Facebook ist dafür so gut geeignet, da Sie auf einen Schlag viele Menschen erreichen. Mit dem Post vom Soldan Kanzleigründerpreis haben wir circa 16000 Menschen erreicht. Durch die virale Verbreitung sind Mandanten aus dem ganzen Bundesgebiet auf uns aufmerksam geworden.

Alleinstellungsmerkmal ist und bleibt die Anwaltspersönlichkeit

Was uns am Herzen liegt ist, dass Sie sich nicht verbiegen, sondern Ihre Anwaltspersönlichkeit(en) in den Vordergrund rücken. In Zeiten, in denen Onlinerechtsberatung auf dem Vormarsch ist, ist der wesentliche Marktwert, den Sie anzubieten haben Ihre Anwaltspersönlichkeit. Wir denken zudem, dass die Mandanten, die auf der Suche nach einer Anwältin oder einem Anwalt sind, die Entscheidung nicht nur aufgrund Ihrer fachlichen Kompetenz treffen, sondern auch aufgrund von Sympathie. Und wie könnten Sie diese besser vermitteln, als über das Internet mit einer ansprechenden Homepage, Bildern, die zeigen, wie Sie wirklich sind, Posts oder Blogbeiträgen, die mehr sind als das bloße Herunterbeten von BGH-Entscheidungen.

Fazit

Seien Sie wild, seien Sie frei, mischen Sie den Markt durcheinander, nehmen Sie die eine oder andere Beschwerde in Kauf. Nur dann wird sich auch etwas für die zukünftigen Kollegen verändern. Leben Sie nach dem Motto: „Immer haben alle gesagt das geht nicht, dann kam einer, der wusste dies nicht und hat es einfach gemacht.“

In diesem Sinne wünschen wir Ihnen, liebe Kolleginnen und Kollegen, weiterhin viel Erfolg.

Dr. Kevin Faber

Rechtsanwalt