Marketingbeautragter

Kanzleimarketing – nichts für nebenbei

Es ist inzwischen kein Geheimnis mehr, dass zum Erfolg einer Kanzlei auch gutes Marketing gehört. Dennoch gibt es in vielen – auch größeren – Kanzleien keinen eigenen Marketingbeauftragten, sondern es ist üblich, dass sich Anwälte und Steuerberater neben ihrer eigentlichen Tätigkeit noch zusätzlich um einzelne Bereiche des Kanzleimarketings kümmern. Oft sind die Aufgaben auf verschiedene Mitarbeiter bzw. Kollegen verteilt.

Das ist aus mehreren Gründen problematisch: Aufgaben, die nicht zum Kernbereich der eigenen Tätigkeit gehören, haben normalerweise nicht erste Priorität, werden gerne auf die lange Bank geschoben und nicht immer mit dem nötigen Engagement erledigt. Die Verteilung auf mehrere Kollegen führt außerdem dazu, dass der Gesamtüberblick verloren geht, Dinge doppelt oder gar nicht erledigt werden und kein „roter Faden“ erkennbar ist.

Lohnt sich ein eigener Marketingbeauftragter?

Die Lösung könnte ein eigener Marketingbeauftragter sein. Dies kostet natürlich Geld. Dem steht jedoch gegenüber, dass sich die Anwälte und Steuerberater dann voll auf ihre eigentliche Tätigkeit, die Mandatsarbeit, konzentrieren können und Marketing „aus einem Guss“ ungleich erfolgreicher ist als Stückwerk. Letztlich wird der Marketingbeauftragte der Kanzlei mehr einbringen als er kostet, zumal es ja nicht sofort eine Vollzeitstelle sein muss.

Wenn die Stelle eines Marketingbeauftragten erst einmal eingerichtet ist, wird sich schnell zeigen, wie viel an Marketingaktivitäten bisher „nebenbei“ erledigt wurde: Die Homepage muss gepflegt und stets mit Neuigkeiten bestückt werden. Für den Kanzlei-Newsletter ist die Redaktion zu übernehmen und sind eventuell Artikel zu schreiben. Kanzleibroschüren müssen entworfen und überarbeitet werden. Die Organisation von Mandantenseminaren und Nachwuchsevents erfordert einen enormen Aufwand. Der Marketingbeauftragte ist dann Ansprechpartner für die beauftragte Werbeagentur, er sorgt für die Schaltung von Anzeigen und die Platzierung von Presseartikeln. Nicht zuletzt kann die Gewinnung von Nachwuchs zu seinen Aufgaben gehören.

Als ich meine (neu geschaffene) Stelle angetreten habe, waren einige Kollegen zunächst sehr skeptisch, ob es für mich wirklich genug zu tun gibt. Inzwischen habe ich meine Stundenzahl aufgestockt, meine To-do-Liste ist immer voll und meine Kollegen sind froh, sich um den „lästigen Marketingkram“ nicht mehr kümmern zu müssen.

Jurist – ja oder nein?

Es gibt Marketingprofis mit dem Verständnis für Kanzleien und es gibt Juristen mit Marketingkenntnissen. Wer ist nun die richtige Besetzung für den Marketingbeauftragten einer Kanzlei? Wie so oft bei Juristen heißt die Antwort: „Es kommt darauf an“.

Unverzichtbar ist, dass der Marketingbeauftragte weiß, wie Anwälte ticken, und zwischen Juristendeutsch und presse- und medientauglicher Sprache dolmetschen kann. Außerdem ist zuweilen ein gewisser Druck auf die Anwälte auszuüben, um z.B. bei nahendem Anzeigen- oder Redaktionsschluss die Wichtigkeit der Marketingmaßnahme auch bei hohem Mandatsanfall deutlich zu machen. Dafür ist es wichtig, dass der Marketingbeauftragte von den Anwälten als gleichberechtigt akzeptiert wird. Je nach Kanzleikultur und auch abhängig davon, ob der Marketingbeauftragte selbst juristische Texte verfassen soll, ist daher der Jurist oder der Marketingfachmann die richtige Wahl.

Bei der Struktur unserer mittelständischen Kanzlei ist es von großem Vorteil, dass ich Volljuristin bin, ich kenne jedoch auch Kollegen, die aus dem Marketing kommen und für die es unvorstellbar ist, dass ihre Stelle mit einem Juristen besetzt würde.

Egal auf wen die Wahl fällt, es ist auf jeden Fall besser, als gar keinen Marketingbeauftragten zu haben.

Auch für Steuerberater und Wirtschaftsprüfer!

Ich bin Juristin und arbeite in einer Rechtsanwaltskanzlei, daher habe ich aus der Anwaltsperspektive geschrieben. Alles Gesagte gilt aber in gleicher Weise auch für Steuerberater und Wirtschaftsprüfer.

Checkliste „Stelle Marketingbeauftragter“

• Welche Marketingaktivitäten gibt es in unserer Kanzlei?
• Was würden wir gerne noch tun, kommen aber nicht dazu?
• Wie viele Stunden sind/wären dafür nötig?
• Wer macht das zurzeit?
• Möchten wir jemanden neu einstellen oder haben wir einen geeigneten Mitarbeiter?
• Wünschen wir uns einen Juristen/Steuerberater/Wirtschaftsprüfer oder einen Marketingexperten?

Foto: Fotolia/fotodesign-jegg.de